Wurzelbehandlung – Endodontologie
Zähne ein Leben lang zu erhalten ist nicht immer einfach – besonders wenn sie entzündet sind. Dennoch sind die eigenen Zähne in den allermeisten Fällen besser als jeder noch so gute Ersatz. Eine Zahnwurzelbehandlung kann das mit hoher Wahrscheinlichkeit erreichen.
Auf dieser Seite möchten wir Ihnen die wichtigsten Aspekte der Wurzelbehandlung erläutern.
Unsere Spezialisten für Endodontologie
Dr. Marco Georgi, M.Sc., ist als Spezialist für mikroskopische Endodontologie, Revisionsbehandlung und Mikrochirurgie ein gefragter Dozent an vielen Fortbildungsinstituten. Seit mehr als 10 Jahren unterrichtet er auch international und hat die wissenschaftliche Leitung der endodontologischen Fortbildung der hessischen Landesärztekammer inne. In der PRAXIS AM KURECK leitet er regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen für andere Zahnärzte und Endodontologen. Er ist Gründungspräsident des Verbandes Deutscher Zertifizierter Endodontologen (VDZE)
Warum wird mein Zahn krank?
In den häufigsten Fällen erkrankt ein Zahn durch Kariesbakterien, aber auch Unfälle, zahnärztliche oder kieferorthopädische Behandlungen können die Ursache sein. Eine Entzündung bzw. Infektion im Inneren des Zahnes ist die Folge solcher Reize. Im Inneren eines Zahnes verzweigt sich ein Kanalsystem, in dem sich lebendes Gewebe (Pulpa) mit Nerven und Blutgefäßen befindet. Leider ist die Abwehrleistung dieses Gewebes sehr eingeschränkt, so dass der Körper es manchmal nicht schafft, die Reize ausreichend abzuwehren und die Erkrankung auszuheilen.
Früher gab es keine Rettung für solche Zähne. Da das Kanalsystem eines Zahnes oftmals sehr grazil und mit vielen Krümmungen versehen ist, gab es keine Behandlungsmöglichkeit, so dass der Zahn gezogen werden musste.
Was kann der Zahnarzt tun, damit ich meinen Zahn behalte?
Um einen entzündeten oder leblosen Zahn erhalten zu können, muss seine Wurzel behandelt werden. Die Bakterien im Zahn müssen entfernt und der Zahn so gut verschlossen werden, dass keine neuen Keime hinein gelangen können.
Da das Wurzelsystem des Zahns, ähnlich wie bei einem Baum, viele kleine Verästelungen (zum Teil nur wenige Hundertstel Millimeter groß!) aufweist, können diese nur unter dem Mikroskop sichtbar gemacht werden. Diese Technik und entsprechend flexible und mikrofeine Instrumente erlauben eine optimale Vorbereitung zur Entfernung der Bakterien und des erkrankten Gewebes – und somit auch einen größeren Behandlungserfolg.
Als Vorbereitung zur Füllung des Wurzelkanalsystems werden die Wurzelkanäle mit hochelastischen Mikrofeilen aufbereitet. Für das Abfüllen des Kanalsystems wird das mit Naturgummi verwandte Material Guttapercha erwärmt und in Kombination mit einem adhäsiven Zement in das nun optimal vorbereitete System eingebracht.
Nur wenn es gelingt, das Wurzelsystem gründlich von den Bakterien zu reinigen, kann die Infektion beseitigt werden und der Knochen wieder ausheilen.
Wie groß ist die Chance, meinen Zahn zu erhalten?
Was kostet die Behandlung?
Welche Alternativen gibt es?
Das Operationsmikroskop: exakte Kontrolle des Behandlungsablaufs
Nur 39% der in Deutschland herkömmlich (ohne OP-Mikroskop) durchgeführten Wurzelkanalbehandlungen sind erfolgreich, und nur 12% der Behandlungen zeigen ein Ergebnis, das den Anforderungen der ESE (European Society of Endodontology) entspricht.
Moderne Operationsmikroskope, die mit einer ausgeklügelten Optik (bis 35-fache Vergrößerung) ausgestattet sind, lassen uns heute nicht mehr „im Dunkeln“ arbeiten. Der Operateur kann nun tief ins Zahninnere hineinsehen. Dadurch erkennt er auch Unregelmäßiges, von der Norm Abweichendes. Gezielt und sicher werden auch schwierige Verästelungen behandelbar. Auch Problemfälle, wie Löcher in der Wurzelkanalwand oder abgebrochene Instrumente im Wurzelkanal sind mit Hilfe des OP-Mikroskops meist zu lösen.
So verläuft eine Wurzelbehandlung
1. Kofferdam (engl. coffer = dicht + dam = Deich)
Zunächst wird der Zahn mit einem Gummituch vom Mundraum isoliert. Damit wird zum einen verhindert, dass Bakterien aus dem Speichel in den Zahn gelangen können, zum anderen wird sicher verhindert, dass Spülflüssigkeiten in den Rachen gelangen.
2. Zugang
Der Zahnarzt verschafft sich einen Zugang zum Kanalsystem, um die äußerst feinen Kanalstrukturen zu betrachten. Dabei muss er sehr vorsichtig vorgehen, um den Zahn nicht unnötig zu schwächen. Vergrößerungssysteme (wie z. B. Lupenbrille oder Mikroskop) sind hier oft unumgängliche Hilfen, um auch kleinste Details sicher zu erkennen und substanz- schonend behandeln zu können.
3. Wurzelkanalaufbereitung
Im weiteren Verlauf reinigt der Zahnarzt die Kanäle mit feinen Instrumenten und desinfizierenden Spülungen. Wichtig ist vor allem, die Kanäle auf voller Länge zu reinigen. Dafür ist die Anfertigung von Röntgenbildern notwendig. Zusätzlich kann die Kanallänge auch elektrometrisch sehr genau bestimmt werden. Manchmal sind mehrere Sitzungen für medikamentöse Einlagen notwendig, um den Zahn von Bakterien zu befreien.
4. Wurzelkanalfüllung
Nachdem die Kanäle gründlich gereinigt worden sind, füllt der Zahnarzt das Kanalsystem mit Guttapercha, einem biokompatiblen Naturmaterial. Dadurch wird verhindert, dass Bakterien das Kanalsystem wieder besiedeln und infizieren können. Der Zugang durch die Zahnkrone wird mit einem Füllungsmaterial dicht verschlossen.
Revision einer Wurzelbehandlung
Warum braucht mein Zahn eine erneute Wurzelkanalbehandlung?
Das Ziel einer Wurzelkanalbehandlung ist es, die Wurzelkanäle des Zahnes von Bakterien zu reinigen und durch eine dichte Wurzelkanalfüllung deren Wiederbesiedelung zu verhindern. Wenn jedoch Bakterien im Kanalsystem verblieben sind, können sich diese wieder vermehren, wenn
- Kanäle übersehen wurden
- Kanäle nicht auf ausreichender Länge oder Breite bearbeitet wurden
- aufgrund einer komplexen Kanalanatomie die Reinigungswirkung zu gering war
Ein weiterer Grund für eine erneute Infektion durch bakterielle Besiedelung des bereits gefüllten Kanalsystems kann auch eine Wurzelkanalfüllung sein, die dem Speichel mit seinen Bakterien ausgesetzt ist. Dies ist oft die Folge von Karies oder einer zu späten Versorgung mit einer definitiven Füllung oder Krone.
Wenn mein Zahn „tot” ist, warum schmerzt er dann trotzdem?
Bei der Wurzelkanalbehandlung wird das Gefäß-Nervenbündel aus dem Inneren der Wurzel entfernt. Der Zahn ist aber in ein Zahnfach eingebettet, welches sich entzünden kann. Wenn es durch Bakterien aus dem Inneren des Zahnes zu einer akuten Entzündung des Zahnfaches kommt, dann können Schmerzen, Schwellung und Eiterbildung die Folge sein.
Können alle Zähne durch eine Revision erhalten werden?
Wenn ich keine Schmerzen habe, ist dann mein Zahn gesund?
Ablauf einer Revisionsbehandlung
1. Kofferdam (engl. coffer = dicht + dam = Deich)
Zunächst wird der Zahn mit einem Gummituch (Kofferdam) vom Mundraum isoliert. Damit wird zum einen verhindert, dass der mit Bakterien versehene Speichel in den Zahn gelangt, und zum anderen gelangen keine fremden Stoffe in den Rachen.
2. Entfernung der alten Wurzelkanalfüllung
Der Zahnarzt muss zunächst die bestehende Füllung aus den Kanälen entfernen. Ist der Zahn mit einem Wurzelstift versorgt, muss auch dieser herausgenommen werden.
Die Entfernung kann je nach Art der in der Wurzelkanalfüllung verwendeten Materialien und abhängig von der Art der Wurzelstifte unterschiedlich schwierig und sehr zeitaufwändig sein. Dafür sind Vergrößerungssysteme (z. B. Lupenbrille oder Mikroskop) eine sehr wertvolle Hilfe und manchmal sogar eine Voraussetzung, um auch kleinste Details sicher zu erkennen und substanzschonend behandeln zu können.
3. Wurzelkanaldesinfektion
Im weiteren Verlauf ist es wichtig, das gesamte Kanalsystem gründlich zu reinigen. Füllte die alte Wurzelkanalfüllung das Kanalsystem nicht vollständig aus, so müssen die noch unbehandelten Anteile erschlossen werden. Ist dies gelungen, können die Wurzelkanäle mit feinen Instrumenten und desinfizierenden Spülungen gereinigt werden.
4. Wurzelkanalfüllung
Nachdem die Kanäle gründlich gereinigt worden sind, füllt der Zahnarzt das Wurzelkanalsystem. Der Zugang durch die Zahnkrone wird zunächst provisorisch mit einem Füllmaterial dicht verschlossen.
Wann braucht mein Zahn eine chirurgische Wurzelkanalbehandlung?
Auch nach einer nichtchirurgischen Wurzelkanalbehandlung kann daher ein unterstützender chirurgischer Eingriff notwendig sein, wenn die Heilung ausbleibt. In solchen Fällen bildet sich in der Regel Entzündungsgewebe an der Wurzelspitze oder es treten Beschwerden auf.
Erscheint die Möglichkeit einer Wiederholung der Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgversprechend, bleibt in den meisten Fällen die chirurgische Wurzelkanalbehandlung in Form der Wurzelspitzenresektion (WSR) als einziger Ausweg zur Zahnerhaltung.
So verläuft eine chirurgische Wurzelbehandlung
Grundsätzlich ist zu sagen, dass häufig im Zusammenhang mit einer Wurzelspitzenresektion die zuvor durchgeführte Wurzelkanalfüllung erneuert werden muss. Das heißt, der Wurzelkanal wird erneut gereinigt, desinfiziert und gefüllt (Revision). Der chirurgische Eingriff findet in folgenden Schritten statt:
1. Freilegung der Wurzelspitze
Im ersten Schritt wird nach einer Anästhesie (Betäubung) die Mundschleimhaut über der Wurzelspitze gelöst und angehoben, um den Knochen über der Wurzelspitze freizulegen. Nun kann im zweiten Schritt das Entzündungs- gewebe entfernt und der Bereich um die Wurzelspitze gesäubert werden.
2. Reinigung des Wurzelkanals
Mit grazilen Ultraschallspitzen wird der Wurzelkanal von der Wurzelspitze her aufbereitet und gereinigt. Für eine schonende und sichere Durchführung, besonders im Hinblick auf die Reinigung und Füllung der Wurzelkanäle von der Wurzelspitze aus, sind grazile Spezialinstrumente wie z. B. feine Ultraschallspitzen, feinste Füllspatel und Stopfer notwendig.
3. Wurzelkanalfüllung und Wundverschluss
Nach der Reinigung wird der Wurzelkanal auch von der Wurzelspitze aus wieder gefüllt und das Wundgebiet vernäht. Das Ergebnis wird mit einem Röntgenbild überprüft.
4. Heilung und Nachkontrolle
Bei erfolgreicher Behandlung heilt der Kno- chendefekt innerhalb eines Zeitraums von mehreren Monaten. Das Heilungsergebnis wird mit Röntgenbildern in regelmäßigen Abständen kontrolliert.
Falsche Vorurteile gegenüber Wurzelkanalbehandlungen
Vorurteil Nr. 1: Wurzelkanalbehandlungen sind schmerzhaft.
Die Wahrheit: Wurzelkanalbehandlungen verursachen keine Schmerzen, sondern beseitigen Schmerzen.
Die Geschichten über schmerzhafte Wurzelkanalbehandlungen haben mit moderner Endodontologie nichts zu tun. Die heutigen Anästhetika (Schmerzausschaltende Injektionsmittel) und zielgerichteten Techniken der Endodontologie machen eine Wurzelkanalbehandlung nicht weniger komfortabel als das Legen einer Füllung.
Die meisten Patienten suchen ihren Zahnarzt oder Endodontologen auf, wenn sie anhaltende Zahnschmerzen haben. Solche Schmerzen kommen oft von erkranktem Pulpen-(Nerven) Gewebe im Inneren des Zahnes. Bei der Wurzelkanalbehandlung wird das erkrankte Gewebe entfernt und somit auch die Ursache für den Schmerz.
Eine Umfrage zeigte, dass Patienten, die Erfahrungen mit einer Wurzelkanalbehandlung gemacht hatten, diese sechs mal mehr als „schmerzlos“ beschrieben haben, als Patienten die noch keine Wurzelkanalbehandlung erhalten hatten.
Vorurteil Nr. 2: Wurzelkanalbehandlungen verursachen Krankheiten.
Die Wahrheit: Wurzelkanalbehandlungen sind eine sichere und erfolgreiche Behandlung
In der Vergangenheit hat eine kleine Gruppe von Medizinern behauptet, dass es einen Zusammenhang gäbe zwischen wurzelbehandelten Zähnen und dem Auftreten bestimmter Erkrankungen. Diese Meinung basiert auf der längst überholten Studie von Dr. Weston Price aus der Zeit von 1910–1930!
Viele wissenschaftliche Studien, die seit über 70 Jahren auf diesem Gebiet veröffentlicht werden, zeigen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Wurzelkanalfüllungen und irgend einer Art von Erkrankung gibt. Die jüngsten Untersuchungen zu diesem Thema zeigen deutlich, dass ein ordentlich wurzelbehandelter Zahn keinerlei gesundheitliches Risiko darstellt.
Vorurteil Nr. 3: Eine gute Alternative zur Wurzelkanalbehandlung ist das Ziehen des Zahns.
Die Wahrheit: Ihren natürlichen Zahn zu erhalten ist sicherlich die beste Wahl.
Nichts kann Ihren natürlichen Zahn komplett ersetzen. Künstliche Zähne zwingen sie manchmal dazu, ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Die eigenen Zähne zu bewahren, bedeutet, sich die Freude am Essen und ihre vielfältigen Genüsse zu erhalten. Die Wurzelkanalbehandlung ist die biologisch verträglichste Art, die Erkrankung des Gewebes im Inneren ihres Zahnes (Pulpa) zu behandeln.
Gute Wurzelkanalbehandlungen haben eine sehr hohe Erfolgsquote. Viele Zähne halten danach ein Leben lang. Der Ersatz von verloren gegangen Zähnen durch Brücken, Prothesen oder Implantaten benötigt meist mehr zeitlichen und finanziellen Aufwand. Außerdem ist meistens die Behandlung von benachbarten Zähnen und umliegenden Geweben notwendig.