Parodontologie
Was ist Parodontitis?
Parodontitis ist eine chronische Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates, die durch Bakterien im Zahnbelag ausgelöst wird. Die körpereigene Abwehr reagiert darauf, wodurch Kieferknochen und die Haltefasern des Zahnes geschädigt werden. In der Folge können Zähne locker werden und schließlich verloren gehen. Parodontitis ist die häufigste Ursache für Zahnverlust bei Erwachsenen.

Dr. Sabine
Baron, M.Sc.

Dr. Andrea
Wahl
Dr. Baron und Dr. Wahl sind unsere Spezialistinnen für Parodontologie
Warnzeichen
- Zahnfleischbluten bei der Reinigung mit der Zahnbürste oder der Zahnzwischenbürste
- Schwellung des Zahnfleischs zwischen den Zähnen oder am Zahnfleischrand
- Dunklere Farbe im Gegensatz zu blass-rosafarbenen, gesundem Zahnfleisch
- schlechter Geschmack
- Mundgeruch
- Bewegliche Zähne: wenn Zähne zu „wandern“ beginnen, länger werden, oder sich Lücken bilden
- Rückgang des Zahnfleischs
In allen diesen Fällen sollte Ihr Zahnfleisch untersucht werden.
Zahnärztliche Untersuchungsmethoden
Sorgfältig wird untersucht, ob eine Erkrankung überhaupt besteht, wenn ja welche. Untersucht wird dabei das Zahnfleisch u.a.:
- Blutungsneigung, d.h. ob eine vorsichtige Berührung bereits zu einer Blutung ausreicht
- die Taschentiefe, als Maß wie weit sich die Entzündung bereits an der Zahnoberfläche entlang unter das Zahnfleisch ausgebreitet hat
- der Lockerungsgrad der Zähne, der als Maßstab für das Ausmaß des Knochenrückgangs zu werten ist
- mit Röntgenaufnahmen wird der Knochenverlauf um die Zahnwurzeln herum untersucht und beurteilt in welchem Maße ein Knochenabbau stattgefunden hat.
Früherkennung von Erkrankungen des Zahnhalteapparates
Wie entsteht Parodontitis?
Der Parodontale Screening-Index (PSI) kann im Rahmen Ihrer mindestens einmal jährlichen zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung erhoben werden. Falls Sie gesetzlich versichert sind, ist der PSI alle zwei Jahre über Ihre gesetzliche Krankenkasse abrechenbar. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und Sie werden sie kaum spüren.
Therapie
Hygienisch sauber und glatt, auch unter dem Zahnfleisch
Wichtig für den Erhalt des Therapieerfolgs ist die gute häusliche Mundhygiene, sowie die Teilnahme an einer unterstützenden Parodontitistherapie (UPT). Ohne die Teilnahme an einem regelmäßigen Recall wird der Erfolg einer Parodontititherapie nicht von Dauer sein.
Die Therapie beginnt mit Vorbehandlungen, bei denen eine gründliche Reinigung oberhalb des Zahnfleischniveaus erfolgt, aber auch eine Mundhygieneunterweisung. Diese soll dazu führen, dass der Patient seine häusliche Mundhygiene optimiert und somit zum Behandlungserfolg dauerhaft beiträgt. Im Rahmen der Vorbehandlung werden alle klinischen und röntgenologischen Parameter erhoben, welche zur Diagnostik und zur Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung benötigt werden.
Je nach Befund wird entschieden, ob eine zusätzlich mikrobielle Diagnostik sinnvoll ist.
Ursachen für Zahnfleischentzündungen
Wie entsteht Parodontitis?
- Die Entzündung von Zahnfleisch und Zahnbett hat meist mehrere Ursachen, ist also multifaktoriell.
- Auslöser sind Bakterien im Zahnbelag (Plaque/Biofilm). Bei unzureichender Mundhygiene können sich diese schädlichen Bakterien vermehren und eine Entzündung hervorrufen.
- Zunächst ist nur das Zahnfleisch betroffen (Gingivitis). Ohne Behandlung kann die Entzündung jedoch auf den Knochen und die Haltefasern übergreifen.
- Faktoren wie Rauchen, Diabetes, eine unausgewogene Ernährung oder Stress erhöhen das Risiko und können den Verlauf der Erkrankung verschlechtern.
Was Sie tun können
Ihr Parodontitisrisiko
Den gefährlichen Keimen auf der Spur
Faktoren für ein gesteigertes Risiko können sein:
- Systemische Faktoren (z.B. Diabetes mellitus)
- Genetische Faktoren (z.B. IL-1a/1b Polymorphismus)
- Stress (schwächt das Immunsystem)
- Nikotinkonsum (der stärkste Risikofaktor überhaupt)
Parodontitis Stopp-Programm
Wichtig: regelmäßige Nachsorge
Nach der erfolgreichen Behandlung einer entzündlichen Zahnfleischerkrankung (Parodontitis) ist die regelmäßige Nachsorge entscheidend, um ein Wiederaufflammen oder eine erneute Infektion zu verhindern. Nur durch eine konsequente, regelmäßige Betreuung zusammen mit einer sorgfältigen häuslichen Mundhygiene kann die Parodontitis dauerhaft gestoppt werden!
„Kritische Zonen“ müssen in bestimmten Abständen kontrolliert werden. Eine Nachreinigung schwierig erreichbarer Nischen kann dann die Entstehung einer „Zahnfleischtasche“ verhindern.
Fragen Sie nach unserem Recall-Programm: wir rufen Sie gerne an, wenn’s mal wieder Zeit ist – oder vereinbaren Sie am besten nach einer Reinigung gleich wieder den nächsten Termin. Ihr gesundes Zahnfleisch wird es Ihnen danken.
Wiederaufbau von Knochen
Plastische Parondontal-Chirurgie I
Gesteuerter Gewebeaufbau
Hiermit ist es möglich, verloren gegangenes Stützgewebe des Zahnes und des Kieferknochens wiederzugewinnen.
Die vorhandenen Defekte werden hierbei mit körpereigenem oder körperfremdem Knochen, je nach Wunsch des Patienten, aufgefüllt. Dieser frisch eingebrachte Knochen wird bis zu seiner völligen Ausheilung durch eine das Material abdeckende und zugleich gewebesteuernde Membran geschützt. Die Membranen können resorbierbar oder nicht resorbierbar sein.
EMD, Schmelz-Matrix-Protein (Emdogain)
Hierbei handelt es sich um ein aus Zahnkeim-Extrakten von Schweinen gewonnenes Protein. Es soll es zur Förderung der regenerativen Erneuerung von verloren gegangenen parodontalen Strukturen dienen. Es wird deshalb in der parodontalen Therapie zur Förderung der Geweberegeneration eingesetzt.
Wiederaufbau von Zahnfleisch
Plastische Parodontalchirurgie II
Verbreiterung der angewachsenen Gingiva
Ausreichende Dicke und Breite der befestigten Gingiva verzögern die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Entzündung und sorgen für eine mechanische Belastbarkeit des Zahnfleisches. Ist befestigte Gingiva verloren gegangen, besteht die Möglichkeit, diese durch ein Schleimhauttransplantat wiederzugewinnen.
Rezessionsdeckung/Bindegewebstransplantat
Hierunter versteht man die Deckung von freiliegenden Zahnhälsen. Dies kann zum einen dann erforderlich ein, wenn es durch freiliegende Zahnhälse verstärkt zu unangenehmen Schmerzsensationen bei mechanischen Einflüssen (Kontakt beim Zähneputzen), thermischen Einflüssen (Kälte/Wärme) bzw. chemischen Einflüssen (süß/sauer), kommt.
Andererseits stellt ein freiliegender Zahnhals oft ein rein ästhetisches Problem dar, welches auf diese Art und Weise korrigiert werden kann.
Eine bewährte Methode ist die Rezessionsdeckung mit Hilfe eines Bindegewebstransplantates. Dieses wird auf der Gaumenseite entnommen und auf den freiliegenden Zahnhals transplantiert. Vorteil dieser Methode ist die gute Prognose, verbunden mit einer unproblematischen und schnellen Abheilung des Gewebes.
Verlagerung/Beseitigung störender, bzw. tief ansetzender Bänder
Dieser Eingriff dient der Vorbeugung gegen Rezessionen (Zahnfleischrückgang) und erleichtert zusätzlich eine effektive Mundhygiene.
Einfluss auf den Körper
Einfluss der Zahnfleisch-Erkrankung auf den ganzen Körper
Wissenschaftliche Forschungen der jüngsten Vergangenheit haben Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Erkrankungen des Zahnfleischs und dem Gesamtorganismus ergeben. Beispiele hierfür sind:
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht
- Infektionen der Atemwege
- Diabetes mellitus Typ II
Umgekehrt kann die Ausprägung der Zahnfleischerkrankung durch bestimmte Einflüsse erheblich gesteigert werden. Hierzu zählen:
- Rauchen
- Stress
- Diabetes
- Ernährungsdefizite
Die enge Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten, wie z.B. Fachärzten für Innere Medizin, ist dann sehr hilfreich (www.mein-arzt-in-wiesbaden.de).
Wenn Sie Fragen haben oder eine Untersuchung wünschen, vereinbaren Sie gerne einen Termin. Wir helfen Ihnen, Parodontitis frühzeitig zu erkennen, wirksam zu behandeln und langfristig zu kontrollieren.
Weitere Informationen und einen Selbsttest finden Sie auf der website der deutschen Fachgesellschaft für Parodontologie DGParo: https://dgparo.de/gesund-im-mund/